In einer Welt, in der Kommunikation ständig im Wandel ist, sind die Einblicke und Erfahrungen von Experten auf diesem Gebiet unerlässlich. Kommunikation ist das Herzstück unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens und der Grundpfeiler, auf dem Organisationen und Unternehmen aufbauen. In unserem Alltag, geprägt von digitaler Transformation und einem sich ständig verändernden politischen Klima, hat die Kunst der Kommunikation eine neue Bedeutung und Komplexität erlangt.
Für die aktuelle Ausgabe vom Zukunftstalk werfen wir gemeinsam mit der renommierten Kommunikationstrainerin und Managementberaterin Ina Carola Enseroth einen eingehenden Blick auf diese Themen. Frau Enseroth, auch bekannt für ihre Arbeit bei der Friedrich Naumann Stiftung, der Beratungsgesellschaft Schmidt Gramoll & Partner und in der Geschäftsführung der funfair&ice UG, bringt einen reichen Erfahrungsschatz aus ihrer umfangreichen selbstständigen Arbeit sowie Ihrer Zeit im Büro von Hans-Dietrich Genscher und im Deutschen Bundestag mit. Ihre Expertise in den Bereichen Rhetorik, Präsentation, Konfliktmanagement und Führungskräfteentwicklung macht sie zu einer gefragten Stimme in der Welt der Kommunikation.
Gesellschaftliche Diskussionen
Gefragt danach, ob wir als Gesellschaft noch richtig diskutieren können, antwortet Enseroth mit einer differenzierten Sichtweise: Viele diskutierten noch immer sehr gerne. Doch sie sieht einen bedeutsamen Unterschied zwischen Online-Diskussionen und persönlichen Gesprächen. Sie bemängelt die abnehmende Qualität der Diskussionen und die Tendenz, schnell Meinungen zu bilden, ohne sich intensiv mit Themen auseinanderzusetzen. Dieses Phänomen beobachtet sie besorgt auch im politischen Bereich und betont die Notwendigkeit eines klaren Wertekompasses und einer tiefgehenden Meinungsbildung.
„Die Fähigkeit oder Motivation, im wahren Diskurs selbst zu reflektieren, nimmt aus meiner Beobachtung ab. Eine Meinung zu haben, ist eben schneller und einfacher, als sich eine Meinung zu bilden.“
Wandel in der Kommunikationsarbeit
In den letzten 20 Jahren hat sich die Kommunikationsarbeit laut Frau Enseroth deutlich verändert. Die Herausforderung liege darin, Botschaften in einer von vielfältigen Medienkanälen dominierten Welt zu platzieren. Die Arbeit fokussiert sich weniger auf klassische Rhetorik, sondern mehr auf den medialen Impact und leitbildorientierte Auftritte. Die Trainings haben sich dahingehend entwickelt, dass sie zusätzlich zu logischer und verständlicher Argumentation heute weit mehr auf die Wirkung von Körpersprache, Stimme und Inhalt abzielen.
„Wenn wir gesehen und gehört werden wollen, müssen wir uns auch im Auftritt den modernen Anforderungen anpassen.“
Persönliche Wendepunkte
Die Pandemie war für Frau Enseroth ein entscheidender Wendepunkt. Die Notwendigkeit, Trainingsformate digital anzupassen, und die daraus resultierenden Veränderungen in der Kundenstruktur stellten große Herausforderungen dar. Sie betont die Bedeutung von Präsenztrainings, die durch digitale Elemente ergänzt werden.
„Durch die Pandemie hat sich mein Kundenstamm einmal von links nach rechts gedreht. Das normalisiert sich langsam wieder, und wir erleben eine produktive Verzahnung von Präsenztrainings mit digitalen Vor- oder Nachbereitungen.“
Einflüsse aus der Politik
Ihre Erfahrungen in politischen Büros haben Frau Enseroth gelehrt, dass erfolgreiche Kommunikation eine Verbindung von Strategie und Rhetorik erfordert. Insbesondere im Bereich der Führung hebt sie hervor, dass neben kommunikativen Fähigkeiten auch Charakter und Haltung von Bedeutung sind.
„Es ist toll, alle kommunikativen Tipps zu kennen und Trainings zu erhalten, weil sie meine Fertigkeiten und Fähigkeiten zielgenau optimieren. Aber Haltung, Einstellung und Charakter lässt sich eben nicht trainieren!“
Ratschläge für Kommunikationskarrieren
Jemandem, der im Bereich der Kommunikation arbeiten möchte, rät Enseroth zu Spezialisierung und zur Entwicklung eines Gespürs für die Bedürfnisse spezifischer Zielgruppen. Networking, sowohl online als auch persönlich, ist für sie ein Schlüsselelement im Kommunikationsbereich.
„Kommunikation steht ja heute fast überall drauf. Ich glaube es geht um Spezialisierung und sehr konkrete Angebote und Kenntnisse. Ein feines Näschen für konkrete Bedarfe konkreter Zielgruppen ist meines Erachtens das Wichtigste. Und da wir immer sehr eng an der Persönlichkeit arbeiten, ist Networking definitiv ein wichtiger Faktor.“
Wünsche für den öffentlichen Diskurs
Auf die Frage, was sie sich für den öffentlichen Diskurs wünscht, antwortet Frau Enseroth, dass sie sich mehr Sachkenntnis, Faktenchecks und persönliche Wertschätzung wünscht. Sie betont die Bedeutung von Haltungs- und Werteorientierung gegenüber der Orientierung an Leitfiguren.
„Ich wünsche mir, dass die reden, die sich in einem Thema auskennen. Weniger nachplappern – mehr selbst reflektieren.“
Fazit
Die Einsichten von Ina Carola Enseroth beleuchten die Komplexität und Dynamik der Kommunikationslandschaft. Ihre Betonung auf Wertekompass und inhaltlicher Auseinandersetzung in Diskussionen, sowohl online als auch offline, spiegelt die Herausforderungen unserer Zeit wider. Ihr Plädoyer für eine tiefgreifende Meinungsbildung und die Wichtigkeit von Charakter und Haltung in der Führung ist ein Appell an die Verantwortung jedes Einzelnen in unserer Gesellschaft.